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Rezensionen Abkürzung Peter Schütt: In der persischen Sinfonie ist die Liebe in allen Dimensionen, körperlich und geistig, irdisch und g ِ öttlich , erotisch und platonisch, zentrales Thema. Sie schließt die ganze Schöpfung ein, Menschen, Tiere, und Pflanzen, und nimmt immer wieder planetarische Dimensionen an. Asgari kritisiert den Linken Dogmatismus ebenso unerbittlich wie den islamischen Alleinvertretungsanspruch der im Iran regierenden Mullahs. Tageszeitung Rosenarie Inge Prüfer: Und immer wieder Gedichte, in denen er seine Leser mit einer unvorhersehbaren Sprache überrascht, mit poetischen Metaphern wie in seiner Persischen Miniatur: „Zwei Tauben breiten ihre Gedankenflügel aus“ oder „In meinem Haus halte ich eine Sonne gefangen.“ Da muss man nach dem Lesen die Augen schließen und sich kraft eigener Phantasie vorstellen: - die Gedankenflügel, im Haus gefangene Sonne - wer kommt schon auf solch wunderbare Assoziation, sowohl transparent wie auch geheimnisvoll. Reich und voller Glanz ist Asgaris Sprache, die mit sparsamen Mitteln auskommt und doch eine hohe Dichte erreicht. Zurückgeworfen auf sich selbst, lässt der Autor den Visionen Raum. Die Brücke Aachener Woche: Mirza Agha Asgari entlarvt wohlklingende Worte wie Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit, Gleichheit und Vaterland. Ihres eigentlichen Sinnes beraubt, werden diese Begriffe zu Propaganda- und Verschleierungswaffen in den Händen der Mächtigen. *** Einige Gedichte von Mani Ins Deutsch übertragen mit Peter Schütt GRABSTEIN Sieben Tote mit versengten Haaren In Säregen vorbeigetragen Sagt. Getötete, wir duftet die faulende Seerose Gebrochene Weidenbäume Zerfurchten ihre Wangen Vor lauter Trauer Sagt, Mädchen, wie duftet die faulende Seerose Leichenstrarre Gesichter von sieben Müttern Mutter, zum Fenster hinausgelehnt, sag mir, wie duftet die faulende Seerose MIT LEEREN BECHERN Mit leeren Bechern Sind wir vom Strand Zurückgekommen Die Sonne am Himmel Haben wir nicht gesehen: Verbrannte Stunden Ohne zu trinken Haben wir die Quelle Verlassen, aus der Alle Lieder fließen Vom Himmel regnete Die Schönheit auf uns Herab, doch wir wollten Uns nicht Nass machen: Feige Herzen Die Sterne hingen Herab wie die Äpfel am Baum Der Mond war nah Wie das Lächeln eines Kindes Doch wir griffen nach Dem Wind, der vorüberweht, der verweht… Die Becher Sind leer zurückgekommen Vom Strand, und keiner weiß Dass sie leer sind. BÄUME IM STURM Mein kleines Gedicht Wird auf Deinen Lippen schön, wenn Du es flüsterst. Deine Stimme gibt dem, was ich dichte und denke, den Sinn. Wenn die Erde Ruht im Leichentuch der Trauer Und der Name Gottes Selbst zu einem Bitterwort Auf unseren Lippen wird, dann bleibst Du das Sinnbild der Hoffnung. Ich verstecke meine Träne In Deiner Hand. Und Meine Träne ist nichts als Der Tropfen menschlicher Mühsal. Ich gehöre zu einem Volk, dessen Augen angefüllt sind mit bitteren Tränen. Ich bin Nachkomme eines Volkes Das weit wie das Meer war dessen Wellen gebrochen sind an weit entfernten Ufern. Ihr Auf und ab war Wie der Tanz der Flammen. Mein Volk Bäume im Sturm. Obwohl gebrochen, fallen sie Niemals mit dem Gesicht Auf die tote Erde. Und wenn der Spiegel Deiner Stirn Blind wird vom Seufzer der Liebenden, dann lässt Du unser Gedicht auf Deinen Lippen erblühen, das Gedicht von der Heimat der Heimatlosen. DIE WETTERWENDISCHEN Zum Sonnenaufgang betten sie Zum Untergang trinken sie Wein Sie hängen ihre Fahnen nach dem Wind In einem Auge zeigen sie Trauer Im anderen Freude Sie wechseln Tag für Tag Die Tageslosung … Nacht für Nacht Ihr Nachtkleid … In der einen Hand Das Schwert, in der anderen Das Honigfass… Sie rufen nach der Freiheit Wenn alle danach rufen, Sie werden zu Unterdrückern, wenn die Unterdrückung triumphiert. Sie sind heute gelb Und morgen rot… In der einen Hand halten Sie Gift, in der anderen Wein … Sie reden von der Liebe, wenn die Liebe im Geschäft ist. Sie laufen zum Feind über Wenn der Feind die Schlacht gewinnt Sie sind schön, wenn Du von der Schönheit sprichst, und werden hässlich, wenn Du von der Hässlichkeit sprichst Immer hängen sie ihre Fahnen Nah dem Wind, die Wetterwendischen. |