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مانی
Die iranische Regierung hat kein Interesse an persischer Kultur"
تاريخ نگارش :
۲۶ آذر ۱٣٨۴
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"Die iranische Regierung hat kein Interesse an persischer Kultur"
"Rote Fahne"-Interview mit dem Schriftsteller MirzaAgha. Asgari (Mani)
zur Ausstellung:
"Persiens Antike Pracht" in Bochum
"Rote Fahne": Welche Bedeutung hat für Sie die aktuelle Ausstellung "Persiens Antike Pracht"?
M. Asgari: Der Iran ist schon sehr lange ein zivilisiertes Land - auch als er vor 1.400 Jahren erobert und islamisiert wurde. Die Araber wollten hier ein besseres Leben finden. Paradies - das ist ein aus Persien stammendes Wort ( Pardis = Ferdos ). Das, was im Koran steht über das Paradies - blühende Gärten, klares Wasser, Wein, schöne Frauen, reichhaltiges Essen usw. - all das gab es in Persien.
Nach der Eroberung wurden sehr viele Männer getötet, Kinder und Frauen versklavt. Ein prachtvoller Teppich von zirka 1.000 qm Größe aus dem Palast in Tisfun (damalige iranische Hauptstadt in West-Iran) wurde gestohlen und zerstückelt! Sehr viele Paläste, Schriften und Kulturgüter wurden vernichtet. Man versuchte damit, unsere Kultur, Identität und Zivilisation zu vernichten. Die Perser mussten entweder Moslems werden oder den arabischen Eroberern hohe Steuern zahlen. Viele sind nach Indien ausgewandert (sog. Parsian ). Dort leben sie heute noch als eine große Minderheit.
Die Perser haben immer darum gekämpft, ihre ursprüngliche und alte Kultur zu bewahren. Der Widerspruch zum Islam existiert in unterschiedlichster Weise bis heute fort. Auch als die Perser versucht haben, ihre Kultur mit der schiitischen Glaubensrichtung in den Islam einzubringen.
"Rote Fahne": Worum geht es bei den Protesten im Zusammenhang mit der Ausstellung?
M. Asgari: Von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt, gab es in Persien weltberühmte Steintafeln. Sie haben bereits 2.000 Jahre vor dem Islam in Hamadan existiert. Gleich nach der islamischen Revolution (1979) hat Ayatollah Nuri Hamedani vom islamischen Wächterrat einen religiösen Befehl - eine so genannte " Fatwa " - erlassen, dieses Kulturerbe zu zerstören. Das haben vor ihm nicht einmal Alexander der Große und Dschingis Khan bei ihren Kriegszügen gewagt.
Die islamische Regierung hat keinerlei Interesse an der antiken persischen Kultur. Sie ist nur mit ihrer Politik in eine Sackgasse geraten. Sie versucht deshalb, unter anderem auch durch Ausstellungen wie die oben genannte, international Anerkennung zu finden, indem sie ein großes Interesse an altpersischer Kultur vorspielt.
Es gibt einen sehr bekannten persischen Volksdichter namens Ferdosi . Der erste Befehl der Mullah-Regierung war, seine Statue in Teheran zu zerstören und sein größtes Werk zu verbieten. Das konnten sie aber nie durchsetzen. Er spricht in seinem Buch Shah-nameh (Heldenepos) von unserer uralten Geschichte und Kultur. Im Gegensatz zu anderen arabischen Völkern haben die Perser ihre Sprache bewahrt: "Unsere Sprache ist unser Widerstand gegen die arabisch-islamiche Kultur", sagte Ferdosi .
Immer wieder wird über den Schmuggel mit alten persischen Kulturgütern auch durch die Regierung berichtet. In den persischen Schulbüchern steht heute kein einziges Wort über die persische Literatur und Kultur. Wie kann diese Regierung sich mit dieser Ausstellung "Persiens Antike Pracht" rühmen?
"Rote Fahne": Was hat diese Ausstellung mit der Politik zu tun?
M. Asgari: Ich glaube, die deutsche Regierung weiß sehr wohl Bescheid, was im Iran heute los ist. Aber sie sieht vor allem wirtschaftliche Interessen. Deswegen hilft sie der iranischen Regierung, sich in einem guten Licht darzustellen.
Die Schriftsteller im Iran müssen heute mitmachen oder sie werden vernichtet - oder sie emigrieren. Die Menschen im Iran sind heute wie nie gegen das barbarische Mullah-Regime eingestellt, das Zigtausende umgebracht hat. Nur noch zirka acht Prozent der Bevölkerung stehen dahinter. Das sind vor allem Leute aus dem Staatsapparat und die Profiteure der Mullah-Herrschaft.
Leider haben noch nicht so viele bei dem Protest gegen die Ausstellung mitgemacht. Viele haben einfach Angst, dass sie terrorisiert werden, wenn sie in ihre iranische Heimat reisen.
"Rote Fahne": Wie wird es weitergehen im Iran?
M. Asgari: Das Mullah-Regime ist am Ende. Die Menschen machen nicht mehr mit, vor allem Frauen, Jugendliche, Studenten und Intellektuelle - der Iran hat eine sehr junge Bevölkerung. Im Ausland ist das Mullah-Regime isoliert. Die Opposition ist wach geworden. Es gibt im Ausland neue demokratische Organisationen, die eine gemeinsame Plattform entwickeln. Im Iran haben oppositionelle Kräfte erst vor kurzem einen offenen Brief veröffentlicht mit vielen bekannten Persönlichkeiten. Bis jetzt haben sich mehr als 18.000 Menschen für diese Plattform ausgesprochen und sie durch ihre Unterschriften unterstützt. Darin wird ein neues Grundgesetz gefordert, die Einhaltung der Menschenrechte und die Trennung von Religion und Staat ...
03.02.05